Mona Pourebrahim

Wann genau kann man ein Gemälde als abgeschlossen bezeichnen? Kann ein Gemälde vollendet werden, ohne jemals an einem bestimmten Punkt anzukommen, den man als Zielpunkt bezeichnen würde? Vor allem aus dieser Beschäftigung mit dem Prozess der Malens selbst ist mein laufendes Projekt The Finishing entstanden, aus dem ich ein Werk für diese Ausstellung ausgewählt habe. Es ist genau diese Spannung zwischen Fertigsein und Fertigwerden, zwischen Ankunft und Übergang, Ziel und Weg, die die Bilder dieser Serie ausmacht.

Landschaften bilden das Hauptmotiv von The Finishing, vor allem Berge. Für mich als Malerin sind Berge mehr als man auf den ersten Blick sieht. Durch ihre Vielfalt an Farben und Formen bieten Berge ein unerschöpfliches malerisches Potenzial, sowohl in Bezug auf Farbe, Komposition und Technik, als auch in der Beziehung mit Menschen als Teil der Natur, da sie verschiedene Emotionen wie Angst, Freude, Einsamkeit, Frustration, Hoffnung, usw. hervorrufen und dem Künstler das Material bieten, um diese zu erzeugen.

Ich nenne meine Landschaften Seelenlandschaften, weil sie mehr von unserem Innenleben als Menschen handeln als von einer tatsächlichen Landschaft. In ihnen strebe ich weder nach Realismus, noch versuche ich, die verborgene „Bedeutung“ der Außenwelt mit den Mitteln eines Zeichensystems zu erklären oder aufzudecken, vielmehr treffe ich den Betrachter unvorbereitet und störe die scheinbare Gewissheit der Welt, an die er gewöhnt ist. Meine Landschaften bewegen sich zwischen natürlich und vom Menschen geschaffen, antik und zukunftsweisend, vertraut und fremd, fassbar und traumhaft, hell und dunkel, intensiv und subtil, riesig und klein. Diese Spannung und dieser Zwischenraum der Mehrdeutigkeit provoziert ein Gefühl des Unbehagens im Sinne von Unsicherheit vor der scheinbar gewöhnlichen Genremalerei. The Finishing ist eine Welt im Werden, eine Reihe von Ereignissen, die auf das affektive Engagement des Betrachters warten, um sich zu entfalten.

Öl auf Leinwand | 50 x 37 cm | 2022