Christian Sedelmayer

In meiner Serie HISTORY goes POP interessiere ich mich für die Tradierung von historischen Motiven. Seit der Renaissance haben sich Nachgeborene die Bilderfindungen der Älteren zu eigen gemacht, um so ihr Können zu beweisen. Malerei galt als Handwerk, die allererste Komposition war – im Gegensatz zum heutigen Kult um die Neuerfindung einer ganzen Kunstrichtung – nur ein Teil im Schaffungsprozess. Der Nebeneffekt des Kopierens war aber, dass erst so Werke überhaupt berühmt wurden. Höchstens in Kirchen konnte man Malerei bewundern, wenn man in der Nähe lebte. Erst im 19. Jahrhundert dann gab es die Mode, berühmte Gemälde aus den inzwischen entstandenen bürgerlichen Sammlungen als Kupferstich-Editionen zu vervielfältigen und europaweit zu handeln. Aus den Ursprungsgemälden wurden durch diese kleinen Schwarzweiss-Drucke nun Bestseller. Mit den Serigrafien der Pop-Art-Bewegung jedoch wurde ein Motiv endgültig zur kommerziellen Massenware erklärt.

In meinen Siebdrucken geht es jetzt wieder ums Gegenteil: vom Kupferstich des Motivs ausgehend werden die Motive untereinander verschränkt und wieder farbig, so wie bei den alten Gemälden in Schichten. Ich stelle mir vor, wie das alte Bildmotiv mit den heutigen Mitteln ausgesehen haben könnte – und so wird die Massenware im Siebdruck wieder zum Unikat. Ist das jetzt Kunst oder Handwerk?