Raimund Reiter

Es ist wahr, die Radierung ist eine grafische Technik, die zur massenhaften Vervielfältigung nicht mehr gebraucht wird. Dafür gibt es heute andere Medien. Deswegen produzieren Druckkünstler*innen, wenn überhaupt, nur mehr kleine Auflagen. Man beschäftigt sich lieber mit dem Schaffensprozess des Druckträgers als mit dem Druck hoher Auflagen. Aber da bin ich doch wieder beim Vervielfältigen, denn mit einem fertigen Druckträger, in meinem Fall einer radierten Kupferplatte, habe ich die Möglichkeit der Mehrfachverwendung, wenn auch in einem gewissermaßen spielerisch-seriellen Ansatz.

Man kann alte Platten, evtl. weiterbearbeitet, wieder verwenden oder mit aktuellen Druckträgern mischen. Man kann in Reihen oder gedreht übereinander drucken usw. Vieles ist möglich, alles ist erlaubt. Aus dem Vervielfältigen wird nichts Gleiches sondern Neues.

In meiner Arbeit habe ich genau so gehandelt. Ich verwendete nur eine radierte Kupferplatte (850 x 215 mm). Diese Platte wurde in verschiedenen Anordnungen mehrfach gedruckt. Im ersten Blatt wurde einmal, im vierten Blatt wurde viermal gedruckt. Es entstanden durch Verschieben und Drehen neue, jeweils erweiterte Positionen. Insgesamt ergibt sich so eine Replikation, die als Tetraptychon endet, aber durchaus unendlich weiterentwickelt werden könnte.